One battle after another
One battle after another (2025)
Drehbuch: Paul Thomas Anderson
Regie: Paul Thomas Anderson
Wenn ich für den neuen Film von Paul Thomas Anderson einen tieferen Sinn finden müsste, dann wäre es wohl der, dass Gewaltausbrüche auf einem sexuellen Verlangen beruhen. Einem Verlangen, dass ideologische Brandmauern zu überwinden vermag, was es natürlich nicht darf. Und dennoch ist da diese Verbindung, weil die Art und Weise, wie radikale Menschen für ihre Prinzipien brennen, am Ende sehr ähnlich, erbarmungslos und erregt ist. Der Film beginnt mit dieser großen Spannung als die linke Revolutionsgruppe French 75 eine Reihe von Aktionen umsetzt, unter anderem die Befreiung von ausländischen Inhaftierten. Ihre Anführerin Perfidia hat dabei einen Moment mit dem Col. Lockjaw der militärischen Ausländerbehörde, der entgegen seinem Namen mit faszinierender Kiefermimik von Sean Penn gespielt wird. Ihren eigentlichen Partner in der French 75 und im Liebesleben Bob spielt Leonardo DiCaprio. Bald darauf bekommen sie ein Kind. Wenig später wird sie geschnappt und die meisten der Truppe auch. Bob taucht mit ihrer Tochter unter. 15 Jahre später beginnt Col. Lockjaw die Jagd auf Bob und seine Tochter Willa, weil er vermutet, dass Willa sein Kind sein könnte. Dies wäre für ihn fatal, weil er im Begriff ist, in den Christmas Adventurer Club, eine ultrarechte, weiße Vereinigung von Männern, aufgenommen zu werden. Bob hat mittlerweile mit seinem Wohnzimmermantel mehr mit The big Lebowski gemein als mit einem trainierten Terroristen und es ist fast ein Wunder, dass er Lockjaw immer wieder entkommen kann. Allerdings wird er von seiner Tochter getrennt. Es entspinnt sich eine Tortour, die insbesondere durch den auf diese Weise wohl nur von DiCaprio verkörperbaren Bob unfreiwillig komisch und an anderer Stelle sehr ernst wird und noch ernster wäre, wenn der Film etwas länger auf diesen Szenen von Straßengewalt oder dem Überlebenskampf migrantischer Familien gegen die militärische Ausländerbehörde bleiben würde. Die Musik von John Greenwood fängt die ernst-komischen Töne des Films gut ein. Nebenfiguren, wie der Sensei oder ein Kopfgeldjäger gleichen wie schon im Vorgängerfilm von Paul Thomas Anderson Karikaturen und sind dann doch Figuren, hinter denen sich ganze Welten verbergen, die nur angedeutet werden. Diese Welten und Eigenheiten der Figuren sorgen für viele überraschende Wendungen bis in den Höhepunkt hinein. So vergehen die zweieinhalb Stunden wie im Flug. Am Ende wollte ich mehr von den Figuren sehen. Figuren, die Szenen kreiert haben, die ich mir auch noch zehn Mal anschauen könnte, und das, obwohl der tiefere Sinn aus erregter Gewalt mich kaum mehr hätte abstoßen können. Abschließend will ich Chase Infiniti hervorheben, die natürlich keine 16 mehr ist, aber die die wachsame und erwachsene Tochter eines paranoiden Ruhestandrevolutionärs mit einer Wucht spielt, die einem Sean Penn und DiCaprio gewachsen war.
Datum: 16.10.2025