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Liebe als Rettung oder als Schenkung

Verloren. Mein Glück gekettet an die Vorstellung, dass es dich gibt. Oder zumindest, nicht allein sein müssen. Ich suche dich, aber oh Schreck, als ich glaube, dich gefunden zu haben, bricht der Albtraum herein. Eifersucht, Selbstzweifel bis zum -hass, höchstes Glücksgefühl in zerbrechlicher Hoffnung, Verlustangst, Panik, Vergleich, Selbststolz. Die Rettung naht und ist doch so fern. Ich muss mir deiner gewiss sein, aber das heißt, ich muss zerstören, was ich tief in meinem Innern will. Ich will die freie gegenwärtige, aber vergängliche Entscheidung füreinander, nicht die zwanghafte Aneinanderkettung zweier verlorener Seelen. Nein, du kannst mich nicht retten, niemand kann das. Die Vorstellung der Rettung ist eine Fiktion, aus der ich erwachen will. Wer bin ich, wenn ich ich selbst bin? Ich weiß es nicht, aber ich will es entdecken. Also suche ich. Ich suche mich selbst radikal, in jedem Kontext, in jeder Begegnung, in jeder Handlung. Ich suche mich gleichwohl ich weiß, dass ich meiner nie gewiss sein kann. Und in diesem Suchen finde ich dich für einen Augenblick. Ich vergesse dich, doch du kommst wieder. Wir verschenken uns und sind glücklich in dem Vertrauen, dass es gut ist. Wer schenken kann, der ist nicht verloren. Er ist bei sich und dadurch beim anderen. Und er ist beim anderen und dadurch bei sich. Wir halten uns, aber sind nicht aneinander gekettet. Wir helfen uns, ohne uns zu retten. Wir schauen uns in die Augen. Vertrauen.

Jannik Howind, Witten 13.02.2022

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