beziehungen,  eine_reise

Raum. Aufopferung

Ich sitze still und lausche. In diese Stille kommst du mit deinem Lachen. Strahlend fragst du mich, ob ich mit dir raus gehen will. Klar, wieso nicht. Draußen hast du den Impuls, in den Park zu gehen, dann schubst du mich sanft. Wir fangen an, spielend miteinander zu ringen. Ich habe Spaß. Jetzt willst du mit mir auf einen großen Stein klettern. Ich folge dir. Oben angekommen, beginnst du mich zu streicheln, ich erwidere die Zärtlichkeit und so bleiben wir halb sitzend, halb liegend eine Weile dort. Später am Abend im Zimmer beginnst du von deinen Ängsten und Sorgen zu erzählen, die dich gerade bewegen. Ich höre aufmerksam zu und stelle Fragen, bis wir uns erschöpft schlafen legen. Du bedankst dich noch bei mir als mir bereits die Lider zufallen. Halb schlafend höre ich mich noch sagen: »Du brauchst dich nicht zu bedanken, ich werde immer für dich da sein.« Ich fühle mich gut, meine Tage sind aufregend, ich habe alles, was ich mir wünsche…

In der Nacht begegnet mir eine dunkle Gestalt. Sie führt mich durch ein großes Haus mit verschiedenen Zimmern. Ich kann nicht klar erkennen, was sich in ihnen befindet. Hier höre ich Kinderstimmen, dort eine Rede, die aus einem Parlament oder Gerichtsgebäude kommen könnte. Ich habe den Eindruck, dass mir aus dem einen Zimmer heftiger Wind gemischt mit etwas Schnee entgegenweht und erkenne durch den Spalt eine Felswand. Eine Gestalt scheint sich an ihr hochzuziehen. Der Gipfel bleibt verborgen und doch hat er eine anziehende Wirkung auf mich. Ich bin versucht, durch die Tür zu gehen. Mich packt die Lust, den Gipfel zu erklimmen, doch die dunkle Gestalt zieht mich weiter. Sie lässt mir keine Zeit, um stehenzubleiben. Wir kommen in einen großen Raum. Plötzlich steht dieser Mann aus dem einen Film vor mir. Er streckt mir eine Hand entgegen, auf der zwei Pillen liegen. Eindringlich fragt er mich, welche ich nehmen will. Mein Herz fängt an zu schlagen, ich habe Angst dich aufzuwecken. Panik steigt in mir auf, ich spüre den fordernden Blick des Mannes auf mir und merke, dass ich mich nicht entscheiden kann. Mit jeder Sekunde, die verstreicht, fühle ich den Druck ansteigen, eine Wahl treffen zu müssen. Gleichzeitig erhitzt das Gefühl, mich nicht entscheiden zu können, meinen Körper ins Unerträgliche. Als hätte die dunkle Gestalt meine Angst, dass sie meine Aufregung entdecken könnte, bemerkt, dreht sie sich plötzlich zu mir um und fragt mit ernsthafter Stimme und einem Blick, der mir einen Anschein von Enttäuschung in sich zu tragen scheint: »Was willst du eigentlich?« Ein Stich durchfährt mich und ich wache auf, ohne mich zu rühren.

Jannik Howind, Witten 03.04.2022

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