philosophisches_tagebuch
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01.06.2024
Macht ist Können. Frei ist nur, wer seine Macht richtig einschätzt. Denn wer seine Macht überschätzt, der muss zuerst die Illusion aufrechterhalten, die ihn glauben lässt, so viel Macht zu haben. Und der, der seine Macht, unterschätzt, traut sich nicht zu, etwas zu können.
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27.05.2024
Jeder Mensch hat ein Gespür für Qualität, für Zusammenhängendes, jeder Mensch hat ein Gespür für den Aufbau und Abbau von Qualität. Seine eigenes Urteil für Qualität zu vernachlässigen, nur auf Einladung in die Welt einzubringen oder die Fähigkeit anderer, Qualität einzuschätzen, im Verhältnis zu meiner eigenen Fähigkeit zu unterschätzen, lässt mich immer an der Schwelle zur Welt stehen und nie vollkommen unbedingt in sie eintauchen. Im Umkehrschluss machen wir es uns gegenseitig immer wieder einfacher oder schwerer, diese Schwelle zu übertreten, werfen uns wieder ins Abseits oder laden uns liebevoll ein, wenn wir einander zutrauen und ansprechen, als ob wir ein Gespür für Qualität haben.
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08.05.2024
Manchmal verfolgen Menschen ihre eigene Agenda und beziehen andere ungefragt darin ein. Das oder das Misstrauen, ob ein solcher Fall vorliegt, führt zu wirren Situationen. Wenn Menschen ihrer eigenen Agenda gegenüber, sofern sie eine haben, nicht ehrlich sind oder durch vorherige Erfahrungen oder das unterstellende Zureden von anderen fest von einer bestimmten Agenda bei ihrem Gegenüber ausgehen, dann kann es zu haarigen Momenten kommen. Zum Glück folgen Menschen manchmal auch keiner eigenen Agenda, sondern schlicht ihrer Neugierde, dann kann es zu schönen Gesprächen kommen.
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07.05.2024
Es gibt kein Perfekt, es gibt nur immer wieder Herausfinden, ob der Wind sich gedreht hat. Es gibt, sich anpassen im Bewusstsein des eigenen Wollens und für den Moment gemeinsam Wirken. Der Wind ist weder der Sklave des Segels noch ist das Segel der Sklave des Windes. Wind und Segel sind eigene Willen, die zusammen einen Weg finden können. Und wer wäre das Segel, vom großen Wind zu erwarten, sich an das Segel anzupassen? Und dennoch, der Wind hat sein eigenes Wirken und passt sich an das Segel an, wenn er es will. Manchmal hilft für das Segel nur zu warten.
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05.03.2024
Man kann den Fokus aufs Scheitern legen oder darauf, es versuchen zu wollen.
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09.02.2024
Das Ich ist das, was man besitzen kann, weil man denkt, dass man unabhängig von anderen existiert. Dieser Gedanke stimmt und er stimmt nicht. Er stimmt insofern mein existierender Körper mein und niemanden anderes Besitz ist und er stimmt nicht insofern mein Körper ohne die Körper um ihn herum, die Luft, das Wasser, das Gemüse, die Tiere, die Mitmenschen nicht existieren würde.
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06.02.2024
Es ist uns Menschen nicht geschenkt ein endgültiges Urteil über uns zu sprechen. Ich kann niemals sagen, ich werde nie mehr inspiriert sein, etwas zu schreiben, singen oder zu malen oder zu lieben. Noch kann ich sagen, du wirst nie etwas gutes tun. Wer dies (in Verzweiflung) denkt, der wünscht es sich eigentlich. Damit verflucht er sich, ohne es zu bemerken, stellt er den Wunsch doch nicht als persönlichen Wunsch, sondern als objektive Gegebenheit hin. „Ich wünsche mir, niemals mehr inspiriert zu sein.“ Ausgesprochen klingt es absurd. Wer seinen eigenen Glauben als Glauben erkennt, der vermag ihn zu verändern. „Ich wünsche mir wieder einmal inspiriert zu sein.“ Durch diesen persönlichen…
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11.01.2024
Ich will mir des Fortschritts sicher sein und mich seiner am liebsten minütlich versichern, doch wie das beflügelte Schreiten nur durch den Moment des am Boden Haftens, der dem erneuten Abstoß in die Luft vorausgeht, ermöglicht wird, so wird der Fortschritt einer Sache nur durch die Pausen und die Abgrenzung von jener Sache ermöglicht. Die Abgrenzung, aus der heraus wieder ein Fort-Schritt getan werden kann. Ist sie, die Abgrenzung, nicht möglich, so ist man noch im Schritt, macht zu große Bewegungen und gerät aus dem Tritt.
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30.12.2023
Gefühle sind stärker als Gedanken. Gegen sie anzukämpfen ist wie auf eine Mauer einzuschlagen. Ein noch größerer Irrtum liegt darin, ein Gefühl für ewig zu halten. Wir kämpfen in der Regel gegen diese Gefühle, die wir nicht wollen und die wir für ewig halten.
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28.12.2023
Es sind Momente des gegenseitigen Vernehmens, die mich bewegen, die in mir den Glauben anrühren, mich in etwas einfügen zu können, die in mir das Gefühl auslösen, ja, das will ich machen, die in mir den Gedanken wärmen, dem will ich weiter nachgehen, die mir sagen, hier bin ich richtig.