Zum Verhältnis von Mensch und Freiheit

Menschsein ist die tiefste Freiheit, aber Freiheit ist immer möglich. Die Schachspielerin ist frei, ihren nächsten Zug zu ziehen und der Klavierspieler ist frei, sich mit 88 Tasten, i.d.R. benutzt er sogar deutlich weniger, auszudrücken. Und auch die Lehrerin kann innerhalb der definierten Rolle der Lehrerin ihre Freiheit finden. Menschsein ist die tiefste Freiheit, weil ich hinter sie nicht zurück kann. Hinter die Lehrerin kann ich zurück. Es ist der Mensch, der in dem Gewusel aus schwarzen und weißen und noch ganz andersfarbigen Tasten, die da Berufe, Hobbies, Beziehungspartnerinnen usw. heißen, gewählt hat. Aber der Mensch selbst wurde nicht gewählt oder wir haben oder konnten es nicht mitbekommen. Menschsein ist die tiefste Freiheit, weil es die tiefste Freiheit ist, die wir mitbekommen können.

Und nun zum Verhältnis. Die tiefste Freiheit auszuhalten ist anstrengend. Es gibt kein Grund sie zum höchsten Maß zu erheben. Sie ist immer da, aber sie soll nicht immer sein. Manchmal ist es schön, einer weniger weiten Freiheit nachzugehen. Mensch bin ich sowieso.

Rollen erfüllen bestimmte Bedürfnisse. Rollen auflösen zu wollen, würde bedeuten dem Menschen selbst, alle Aufgaben anzuhängen. Sodann käme in ein paar Jahren die soziologische Analyse des überforderten Subjekts. Wir dürfen uns reduzieren in der Gewissheit, dass wir immer ganz sind.

Jannik Howind, Witten Juli 2022

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